Monika und Christian Lorenz leben seit nunmehr 16 Jahren in ihrem Sonnenhaus in der Nähe von Landshut. Ihr Haus wird zu etwa 80 Prozent mit der Sonne beheizt. Den vielen Skeptikern, mit denen sie konfrontiert waren, zeigt die Familie bis heute, was die robuste Sonnenhaustechnik vermag.
Monika und Christian Lorenz sind im März 2003 in ihr neues Heim in Kumhausen eingezogen. Durch die großflächige Solarkollektorfläche auf dem Dach fiel ihr Haus aus dem Rahmen und sorgte für Gesprächsstoff. Kurz vor dem Einzug luden sie mit dem BUND Naturschutz zu einem Tag der offenen Tür ein. An die vielen skeptischen Stimmen erinnern sie sich noch gut. „Die Mehrheit der Besucher war nicht für unser Hauskonzept. Viele haben sich gefragt, ob das wohl funktionieren könne, was wir wohl noch nachrüsten werden und wie lange die Technik wohl hält“, erzählt Christian Lorenz mit einem Schmunzeln. Solarkollektoren kannten die meisten nur von kleinen Warmwasseranlagen. Dass diese Technik auch einen Großteil des Heizwärmebedarfs in einem Haus solar erzeugen kann, war für viele neu.
Bei ihrem Einfamilienhaus handelt es sich um ein klassisches Sonnenhaus mit einer großen Solarwärmeanlage und einer Holzheizung für die Nachheizung. Um einen solaren Deckungsgrad von mindestens 50 Prozent in der Wärmeversorgung zu erreichen, wurde das Haus mit 170 Quadratmeter Wohnfläche zunächst einmal für die aktive und passive Nutzung der Sonnenenergie optimiert. Der mit Zellulose gedämmte Holzbau ist nach Südwesten ausgerichtet. Durch diese Ausrichtung kann die Solarwärmeanlage viel Wärme produzieren. Außerdem lässt der große Wintergarten auf dieser Seite viel Sonnenwärme ins Haus. So wird der Heizenergiebedarf reduziert, und Sonne und Licht kommen ins Haus.
Auf dem 45 Grad steilen Dach sind 68 Quadratmeter Solarkollektoren installiert. Großflächig und symmetrisch montiert, fügen sie sich optisch ansprechend in die Dachfläche ein. Wärme, die gerade nicht für die Raumheizung oder das Dusch- oder Trinkwasser benötigt wird, kann in einem Solarwärmespeicher zwischengespeichert werden. Der elf Kubikmeter große Kombispeicher ist 6,2 Meter hoch und gut sichtbar im Haus platziert. Um ihn herum schlängelt sich die Treppe vom Erdgeschoss in das Obergeschoss. Jemand, der das Heizkonzept nicht kennt, käme aber kaum auf die Idee, dass sich darin Wärme verbirgt.
Vorab hatte Sonnenhaus-Planer Wolfgang Hilz einen solaren Deckungsgrad von 77 Prozent für das Sonnenhaus errechnet. In dem Forschungsprojekt „HeizSolar“ wurde zwischenzeitlich jedoch ermittelt, dass durchschnittlich 88 Prozent des Heizenergiebedarfs im Jahr solar gedeckt werden können.
Reicht die Solarwärme im Winter nicht aus, heizt die Familie mit einem Stückholzofen, der sich in einem Kachelofen verbirgt, nach. Dadurch können sie behagliche Strahlungswärme genießen.
Mit der Sonne leben
Ihre Anlage kennen sie mittlerweile genau. Sie leben mit der Sonne und den Jahreszeiten. Wenn an einem eisigen Wintertag der Himmel wolkenfrei ist und die Sonne scheint, produzieren die Solarkollektoren auf Hochtouren Wärme. „Das reicht dann für zwei bis drei Tage“, sagt Christian Lorenz, dessen Firma Lorenz Behälter- und Apparatebau auch seinen eigenen Solarwärmespeicher gebaut hat. „Wenn es mehrere Tage trüb ist, heizen wir kontinuierlich nach“, fährt er fort. „Aber wir mögen das, weil es so gemütlich ist.
Und haben sich die skeptischen Stimmen aus der Anfangszeit bewahrheitet? Wie robust ist die Sonnenhaus-Technik? Haben sie doch noch eine Gastherme eingebaut oder waren größere Reparaturen nötig? „Die Grundtechnik ist so geblieben, wie sie war“, antwortet Christian Lorenz. „Es mussten mal Pumpen und ein Mischventil gewechselt werden, aber das ist normaler Verschleiß.” Die Pumpen für die Heizung haben sie vor ein paar Jahren durch Hocheffizienzpumpen ersetzt, so dass sie hier nun auch noch Strom sparen. Die Kosten haben sich innerhalb weniger Jahre durch die Einsparungen amortisiert.
Beim Kachelofen war mal ein Ziegel gebrochen, aber auch das ist üblicher Verschleiß.“ Nach zehn Jahren sei der Kachelofenbauer zur Routine-Wartung bei ihnen gewesen. „Es gab nichts zu tun, deshalb kommt er nun erst nach 15 Jahren wieder.“
Überschüssige Wärme gut genutzt
Und wie ist es im Sommer, wenn die Kollektoren bei der starken Solarstrahlung viel Wärme produzieren und zusätzlich durch die großen Fensterflächen noch viel Sonnenwärme ins Haus kommt? Dafür haben die beiden sich etwas einfallen lassen. Um die überschüssige Wärme mit Genuss zu nutzen, haben sie einen Swimming Pool in ihrem Garten gebaut. „Wir schwimmen jeden Sommer darin, und die Nachbarskinder freuen sich auch“, erzählt Monika Lorenz. Außerdem gibt es an ihrem Wintergarten ein Sonnensegel, das über einen Sonnenfühler je nach Temperatur automatisch hoch oder herunterfährt. So bleibt die Hitze draußen oder sie darf ins Haus. Wenn es doch mal zu warm wird, lüften sie mit einem Fenster im Obergeschoss und der Tür im Wintergarten durch. „Das klappt bestens“, so Christian Lorenz. Auf Wind reagiert das System auch. Wird der Wind zu stark, fährt das Sonnensegel auf Befehl eines „Windwächters“ hoch.
Von Öl und Gas unabhängig
„Eine Motivation, ein Sonnenhaus zu bauen, war die Unabhängigkeit, die wir damit haben“, sagt Christian Lorenz. „Bei der Wärme sind wir autark, und das ist ein sehr gutes Gefühl.“ Zufrieden machen sie auch die niedrigen Heizkosten. Für die Nachheizung im Winter benötigen sie nur ein bis eineinhalb Raummeter Stückholz im Jahr. „Das sind etwa 100 bis 130 Euro Brennstoffkosten. Wenn wir 150 Euro pro Jahr zahlen, dann ist das viel“, sagt Christian Lorenz. Dazu genießen sie das angenehme Raumklima, die Strahlungswärme vom Kachelofen und die helle und sonnige Atmosphäre im Haus.
Weitere Informationen zum Sonnenhaus finden Sie auf der Internetseite des Sonnenhaus-Instituts.
28. Oktober 2021 at 22:40
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