In Ludwigsburg-Kornwestheim baut der städtische Energieversorger SWLB ein große Solarthermieanlage. Foto: SWLB

Energieversorger beginnen, ihre Fernwärmeleitungen mit Sonnenwärme zu speisen. Im vergangenen Jahr starteten in Deutschland Projekte für Freiflächen-Solarwärmeanlagen mit einer Gesamtleistung von 26 Megawatt. Die Kollektorfelder wurden oder werden an städtische Fernwärmenetze angeschlossen.


Energieversorger bauen große Solarwärmesysteme

„Während 2018 solar unterstützte Wärmenetze überwiegend in Form von neuen Solar-Bioenergiedörfern im ländlichen Raum an den Start gingen, ziehen seit 2019 etablierte Fernwärmeversorger in Ballungsräumen nach“, beschreibt Thomas Pauschinger vom Stuttgarter Forschungsinstitut Solites die jüngste Entwicklung. Fünf große Solarthermieprojekte von Stadtwerken kann der Solarexperte auflisten. Das größte findet sich in Ludwigsburg-Kornwestheim mit 10,4 Megawatt. Gebaut haben auch die Stadtwerke in Bernburg (6,0 Megawatt), in Potsdam (3,6 Megawatt), in Halle (3,6 Megawatt) und in Ettenheim (1,2 Megawatt). Bereits im Frühjahr 2019 hat der kommunale Energieversorger in Erfurt eine Anlage mit 1,2 Megawatt in Betrieb genommen. Zusammen machen die Vorhaben mehr als die Hälfte der Leistung aller bis dahin realisierten solaren Fernwärmeversorgungen aus.

Solare Fernwärme wächst in Deutschland

Bis 2021 rechnet Pauschinger damit, dass sich die Zahl solarer Fernwärmenetze auf 60 verdoppeln und die Leistung der großen Solarsysteme auf 150 Megawatt verdreifachen wird. Insgesamt geht er von einem großen Marktpotenzial im Gigawattmaßstab aus.

Einen steilen Aufschwung für die solare Fernwärme erwartet das Forschungsunternehmen Solites. Grafik: Solites

Das aktuelle Wachstum kommt nicht zufällig. Zum einen zwingen Kohleausstieg und Klimaschutzziele die Energieversorger und Stadtwerke, nach Alternativen zu suchen. So verlangt der Entwurf des integrierten nationalen Energie- und Klimaplans, dass sich der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch bis 2030 um jeweils ein Prozent auf 30 Prozent erhöht. Bislang befeuern die Energieversorger ihre Wärmenetze zum überwiegenden Teil mit fossilen Brennstoffen (Erdgas 43 Prozent, Kohle 31 Prozent). Erneuerbare Energien spielen bislang nur eine geringe Rolle (Biomasse 17 Prozent, Solarthermie zwei Prozent).

38 solarthermische Großanlagen mit einer Gesamtleistung von 52,5 Megawatt sind derzeit in deutsche Fernwärmenetze eingebunden. Grafik: Solites

Zum anderen lassen sich Solarwärmeanlagen inzwischen zu wettbewerbsfähigen Kosten in die klassische Fernwärmeerzeugung integrieren. Energieversorger und Stadtwerke sehen sie deshalb als geeignetes Mittel, um ihren Energiemix zu verbessern und den Anforderungen des Klimaschutzes gerecht zu werden.