Solare Prozesswärme bietet ein großes Potenzial für Industriebetriebe. Hohe Investitionskosten und mangelndes Wissen hindern die Entwicklung jedoch. Welchen Preis es braucht, um mit Gas konkurrieren zu können, hat die dänische Firma Heliac errechnet.
Wie viel solare Prozesswärme in Europa kosten darf, um mit typischen Erdgasanlagen konkurrieren zu können, hat der Geschäftsführer des dänischen Solarunternehmens Heliac untersucht. Seine Ergebnisse präsentierte er bereits Anfang des Jahres auf einer Sitzung der Task 64 des Solar Heating & Cooling Programme der Internationalen Energieagentur (IEA SHC). Sie hat sie nun veröffentlicht.
Für günstige solare Prozesswärme braucht es lange Amortisationszeiten
„Im Grunde genommen lautet meine Berechnung, dass man, wenn man Wärme zu 30 Euro pro Megawattstunde verkaufen will, um mit gasbetriebenen Energieerzeugungsanlagen wettbewerbsfähig zu bleiben, die Gesamtkosten der installierten Anlage nicht über so und so viel Euro pro Kilowatt liegen sollten“, erklärt Jensen. So könnten die Technologieanbieter ihre Anlagen für solare Prozesswärme seinen Berechnungen zufolge zu einem Preis von rund 950 Euro pro Kilowatt verkaufen, wenn der Industriekunde ein zinsloses Darlehen erhält und eine Amortisationszeit von 25 Jahren akzeptiert (siehe Grafik unten). Bei einem Zinssatz von zehn Prozent und einer Amortisationszeit von fünf Jahren sinkt der mit Gas konkurrenzfähige Preis dagegen auf 175 Euro pro Kilowatt.
Wie Jensen gerechnet hat
Jensen hat zunächst die Wärmegestehungskosten der Solarwärme (LCoH, Levelised Cost of Heat) mit den Erdgaspreisen abgeglichen. Anschließend rechnete er rückwärts, wie viel ein Kilowatt installierter solarthermischer Leistung kosten muss, um wettbewerbsfähige LCoH zu erzielen. Die einflussreichsten Faktoren sind die Kapitalkosten oder der Abzinsungssatz und die Dauer, während der eine Investition voraussichtlich Wärme erzeugen wird. „Eine Möglichkeit ist also, auf 25 Jahre zu kommen“, sagt Jensen. Die Solarthermieanlagen schaffen das. Problem: Industriekunden akzeptieren solch lange Amortisationszeiten nicht. Ausnahme: Laut Jensen können sich Infrastrukturfonds und Versorgungsunternehmen einen 25-Jahres-Vertrag vorstellen. Um mit diesen Investoren zu verhandeln, empfiehlt Jensen den Bau von Anlagen, die sich an einen anderen Standort verlegen lassen. Grund: Legt ein industrieller Wärmekunde seine Fabrik nach zehn Jahren still, kann die Solarthermieanlage an einem anderen Standort die restliche Vertragslaufzeit umweltfreundliche Energie erzeugen.
Was der Solarthermie in Industriebetrieben hilft
Jensen führt weitere Faktoren an, die den Geschäftsnutzen von Investitionen in solare Prozesswärme stärken könnten:
- Je größer ein Solarfeld ist, desto niedriger sind die spezifische Kosten (Genehmigung, Material, Vertrieb) und desto schneller ist die Anlage installiert.
- Der perfekte Industriekunde für solare Prozesswärme zahlt einen hohen Gaspreis und produziert das ganze Jahr über sieben Tage die Woche an einem Standort mit einer hohen Direktnormalstrahlung.
- Finanzielle Risiken für die Industriekunden lassen sich mit Wärmeabnahmeverträgen verringern.
28. August 2021 at 12:02
Im Text sollte es statt 950 € je Kilowattstunden (Arbeit) besser 950 € je Kilowatt (Leistung) heißen, so wie die Einheiten auch im Diagramm angegeben sind.
Schön, diese Kurven in Abhängigkeit von Amortisationszeit und Zinssätzen. …
Wie sehen dagegen die Errichtungskosten (evtl. auch in Abhängigkeit üblicher Größen) aus?
Mit freundlichen Grüßen – wir brauchen mehr Solare Wärme …
1. September 2021 at 21:03
Hallo Frau Romberg, danke für Ihre Korrektur. Sie haben Recht und ich habe es geändert. Wegen der Errichtungskosten fragen wir bei Her Jensen nach. MfG Joachim Berner